Eine vielfältige und kreative Bildungslandschaft erlebte Landtagspräsidentin Muhterem Aras bei ihrem Besuch in Schwäbisch Gmünd. Einen ganzen Tag lang war sie zu Gast in der Stauferstadt und besuchte mehrere Bildungseinrichtungen, beginnend mit der Gmünder Synagoge, ein im Moment noch vollkommen sanierungsbedürftiges mittelalterliches Gebäude.
In Synagogen wurden und werden nicht nur Gottesdienste abgehalten, sie dienen auch als Lehrhaus, weshalb es stimmig war, das Besuchsprogramm im früheren Judenviertel der Stadt zu beginnen.
Wie es mit der Gmünder Synagoge weitergehen soll, erläuterten Oberbürgermeister Richard Arnold, der frühere Hauseigentümer Robert Dinser, der die Bedeutung des Gebäudes entdeckte, und Stadtarchivar Dr. Niklas Konzen. Der Stadt möchte in der Imhofstraße° 9 einen Lernort und Ort der Begegnung schaffen, in dem z.B. Philosophen für mehrere Monate residieren können, um sich mit Fragen des interreligiösen Zusammenlebens zu beschäftigen.
"Das Haus ist echt der Hammer!"
Muhterem Aras beeindruckte der geschichtsträchtige Ort, der zeige, dass die Gesellschaft nie homogen gewesen sei und Juden viele Jahrhunderte lang Tür an Tür mit Christen lebten. Dass sich das staatliche Haus so erhalten hat, „ist echt der Hammer“, fand die Landtagspräsidentin. Man habe einen Schatz gehoben, sagte Erster Bürgermeister Christian Baron, nun gehe es um die Finanzierung, bei der man auch auf die Unterstützung durch das Land rechne. In einem nächsten Schritt werde ein Verein gegründet, um die Bürger zu beteiligen.
Zweite Station: Grundschule Hardt
Quirrlig ging es an der Grundschule Hardt zu, wo rund 110 Kinder Muhterem Aras begeistert begrüßten. Rektorin Bärbel Schlienz stellte das Profil der Schule vor, in der Kultur und Lernen in der Natur einen hohen Stellenwert haben. 21 Nationen sind in der Schule vertreten, der Migrantenanteil liegt bei etwa 90 Prozent. Intensiv geht die Schule auf Kinder ein, die wenig Unterstützung von zuhause bekommen.
Aufmerksam lauschten die Kinder Muhterem Aras, die von ihrer eigenen Migrationsgeschichte berichtete: Sie ist mit zwölf Jahren als Kind von Gastarbeitern nach Deutschland gekommen, ohne ein Wort Deutsch zu sprechen; die Mutter Analphabetin, der Vater Arbeiter. Taschengeld habe es nicht gegen, aber 5 DM für gute Noten. Ihr Beispiel des sozialen Aufstiegs zeige:
„Euch stehen alle Türen offen!“
Die Landtagspräsidentin vermittelte den Kindern, dass es ein Reichtum ist, zwei Sprachen zu sprechen – „schaut mich an!“ Die Kinder erzählten Muhterem Aras, was sie gut und nicht so gut an ihrer Schule finden. Zu oft Vertretungslehrer etwa sei nicht so gut, da sie manches anders erklärten.
Die Schule hofft auf mehr Förderung und einen besseren Klassenteiler, die Rektorin erhofft sich Unterstützung durch multiprofessionelle Teams. Die Landtagspräsidentin verwies auf den Sozialindex, bei dem vier Faktoren berücksichtigt werden: Inklusion, Zuzüge aus dem Ausland, Sprachförderbedarf und der Anteil von Kindern, deren Familien Sozialleistungen nach dem Zweiten Sozialgesetzbuch erhalten. Die Hardtschule habe gute Chancen auf mehr Förderung, zumal sich zwei Landtagsabgeordnete dafür stark machen und die Schule auch mit ihr als Fürsprecherin rechnen kann.
Am Ende schrieb sich Muhterem Aras im Beisein der Kinder ins Goldene Buch der Stadt ein und machte den Kindern ein großes Kompliment:
„Ihr habt das schönste Programm gemacht, ihr dürft zu uns in den Landtag kommen.“
P.S. Just vier Tage nach dem Besuch ist der Fahrer von Muhterem Aras noch einmal nach Gmünd gefahren, um die gewünschten Autogrammkarten in die Hardtschule zu bringen; ein paar Sams-Bücher zum Vorlesen oder selber Lesen hatte er auch dabei – bezaubernd, einen Tag vor den Sommerferien!
Dritte Station: der Suppenstern
Ein Erlebnis war für Landtagspräsidentin Muhterem Aras das Streuobstzentrum mit Suppenstern, wo sie begeistert von einer Gruppe Kindergartenkinder begrüßt wurde, die eine leckere Suppe mit den Gaben des Gartens zubereitet hatten. Doch zunächst gab es knackiges Gemüse mit erfrischendem Quark. Beim Essen, das wirklich sehr mundete, stellte Margret Schnürle-Baier das Konzept der Einrichtung vor: Sie will den Kindern die Natur nahebringen und zeigen, wie man sich mit eigenem Gemüse gut und gesund ernähren kann. Für die Leiterin des Suppensterns hat das viel mit Wertschätzung und mit Nachhaltigkeit zu tun, weshalb sie sich in ihrer Arbeit auch den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen verpflichtet fühlt.
Mit von der Partie war Prof. Dr. Claudia Vorst, Rektorin der Pädagogischen Hochschule, die mit dem Suppenstern zusammenarbeitet. Derzeit wird nach Möglichkeiten gesucht, die Förderung des Suppensterns zu verstetigen, bislang wurde er als Projekt gefördert. Die Anträge laufen, ein Seminarhaus für nachhaltige Entwicklung zu schaffen, an das der Suppenstern angeschlossen sein könnte. Die Landtagspräsidentin war sehr angetan von dem ganzheitlichen Konzept.
Vierte Station: VHS und Jugendkunstschule
Eine städtische Bildungslandschaft ohne VHS – unvorstellbar. Es war ein stimmiger Abschluss, das Besuchsprogramm der Landtagspräsidentin in der Gmünder Volkshochschule enden zu lassen. Der erste Weg führte zu einem Integrationskurs. Wie wichtig Muhterem Aras das Thema ist, hatte sie schon an der Grundschule Hardt gezeigt. Vor den rund zehn Schülerinnen und Schülern, die aus verschiedenen Ländern und Kulturen stammen, lobte sie Deutschland, das sie als weltoffenes und liberales Land bezeichnete. Doch Integration gelinge nur, wenn beide Seiten offen seien und jeder seinen Beitrag leiste. Auf die Frage, was sie Migranten rate, antwortete Muhterem Aras: sich engagieren, Interesse zeigen und Verantwortung übernehmen.
Beeindruckt waren die Schüler über ihren Weg in die Politik. Erst habe sie sich in Vereinen gegen Menschenrechtsverletzungen eingesetzt. Als es Anfang der 1990er-Jahre zu rechtsextremen Angriffen in Mölln und Solingen kam, war für die der Punkt erreicht, in die Politik zu gehen, was sie nie bereut hat.
„Politik ist super spannend.“
Während der Kaffeepause bedankte sich die VHS-Direktorin für den Digitalpakt des Landes – „er hat uns unglaublich viel gebracht“. Nun sollte auch die Zusage, den Landeszuschuss zu erhöhen, eingehalten werden. „Erwachsenenbildung ist extrem wichtig“, lobte Muhterem Aras die Arbeit der VHS. Als nächstes stattete die Landtagspräsidentin der Jugendkunstschule, die Teil der VHS ist, einen Besuch ab. So kam denn auch die Kunst bei dem prall gefüllten Programm am Freitag nicht zu kurz. „Unglaublich kreativ“, befand Aras.
Letzte Station: Ausklang beim Grünen Wohnzimmer
Mit einer Fragerunde und zwanglosem Beisammensein klang der Tag beim Grünen Wohnzimmer aus. Vielen Dank sagen Martina Häusler, MdL und all die Gmünderinnen und Gmünder, die Muhterem Aras begleiten durften, für den bezaubernden Besuch, der lange in Erinnerung bleiben wird!