Eine echte Entdeckung, die auch in Stuttgart für Aufsehen gesorgt hat
Schwäbisch Gmünd habe sich seit der Landesgartenschau fantastisch entwickelt, sagte Staatssekretär Florian Hassler, als er jüngst die Stauferstadt besuchte. Der Grund seines Kommens war allerdings ein anderer: die alte Synagoge – eine Entdeckung, die auch in Stuttgart für Aufsehen gesorgt habe, sagte er bei seinem Besuch in der Imhofstraße.
Beeindruckt war der Staatssekretär von der Geschichte der Synagoge, die weit ins Mittelalter zurückreicht, und von den Plänen der Stadt, die das singuläre Baudenkmal zu einem in die Zukunft gerichteten Lern- und Begegnungsort weiterentwickeln will. Erster Bürgermeister Baron berichtete von dem Trägerverein, der kurz vor der Gründung steht. In der Geschichte habe es hässliche Szenen gegeben, aber auch Zeiten, in denen die jüdische Gemeinde mitten in der Stadt lebte und es einen fruchtbaren und guten Austausch gab – für dieses gute Miteinander stehe das Haus.
Äußerst spannend für den Gast war sodann der Bericht von Robert Dinser, der das Haus vor einigen Jahren entdeckte. Er berichtete, wie sich ein Puzzle-Teil zum anderen fügte, bis irgendwann kein Zweifel mehr bestand, dass das stattliche Gebäude mehrere Jahrhunderte als jüdisches Gemeindehaus mit Synagoge diente. Schnell war ihm klar: Dieses Haus darf nicht in die falschen Hände gelangen.
„Mit diesem Haus haben Sie einen Schatz“
sagte Florian Hassler nach der gut einstündigen Führung.
„Sprache verbindet, Sprache hilft“
Als Nächstes stand die VHS auf dem Programm: ein Ort der Begegnung und des Austausches mit dem Grundsatz „Bildung für alle“. Dass dieses Leitbild auch gelebt wird, wurde besonders beim Besuch des Integrationskurses deutlich: Zwölf Teilnehmende jeden Alters, ein Großteil von Ihnen aus der Ukraine und erst seit ein paar Monaten in Deutschland, sangen das Lied „Die Gedanken sind frei“. Nach einer Vorstellungsrunde, in der sich auch die Dankbarkeit gegenüber Deutschland zeigte, war Florian Hassler ganz beeindruckt von den so schnell erworbenen Sprachkenntnissen und betonte, wie wichtig Sprache im Integrationsprozess ist und damit auch die Rolle der VHS – „Sprache verbindet, Sprache hilft“. Der Staatssekretär würdigte den Kampf des ukrainischen Volkes für Europa und die Demokratie und bedankte sich stellvertretend bei den Teilnehmenden.
Im anschließenden Vortrag von Dorothea Martini, bei der VHS für Fremdsprachen, Ernährung und digitales Lernen zuständig, zum Erasmus+-Programm zeigte sich der interkulturelle Ansatz der VHS, zusätzlich zum kommunalen und regionalen. Das Programm ermöglicht es den Dozierenden, auf Reisen Kontakte zu knüpfen und neue Methoden und Formen der Didaktik kennenzulernen. Sie machte auch auf die Problematik aufmerksam, dass im Ausland oft die Partnerinstitution für die Erwachsenbildung fehlt und der Austausch auf einzelne engagierte Personen angewiesen ist.
Dass der direkte Kontakt in unserer heutigen Zeit unerlässlich ist, betonten auch Dr. Christoph Bertenrath und Dr. Dirk Schmidt vom Verein Städtepartnerschaft Schwäbisch Gmünd e. V. Mit den Vereinsmitgliedern als Basis fördern sie Begegnung und Austausch, um Internationalität leben zu können, treffen aber auch in der Umsetzung ihrer Vision auf Herausforderungen: Zum einen kann eine Partnerschaft nicht einseitig funktionieren, es müssen gemeinsame Themen gefunden werden, die verbinden. Zum anderen werden Städtepartnerschaften oft von der älteren Generation getragen und sind auf der Suche nach jungen Menschen, die sich engagieren wollen. Ihr Ziel ist es nun, dem Austausch eine breitere Basis zu geben und vermehrt Vereine einzubinden.
Austausch im Grünen Wohnzimmer
Abends klang der Gmünd-Besuch im Grünen Wohnzimmer am Münsterplatz 13 aus. In seinem Impulsreferat vor grünen Mitgliedern des Kreisverbands betonte Florian Hassler, der für die Europapolitik Baden-Württembergs zuständig ist, wie wichtig der Austausch und ein freundschaftliches Verhältnis in Europa sind.
„Nichts ist selbstverständlich, das sehen wir in Russland.“
Er berichtete von der Donauraumstrategie und Baden-Württemberg als maßgeblichem Initiator. Als Gefahr wertet er den Rechtsruck in manchen Staaten – „bei Italien hat mich das sehr geschmerzt“. Auch um Frankreich sei er in Sorge.
In der anschließenden Diskussion ging es um die Klimaziele, den Automobilsektor und was es bedeutet, wenn in diesem Bereich in Zukunft Arbeitsplätze wegfallen, sowie um Flächenversiegelung. Das Problem: Im Moment verdienen Kommunen, wenn sie Flächen meistbietend verkaufen. Künftig müsste es belohnt werden, wenn Flächen unbebaut oder der Natur zurückgegeben werden.