In der Pflege, im Handwerk, in der Gastronomie – in so gut wie allen Bereichen herrscht Fachkräftemangel. Ein Problem, das auch den Arbeitskreis Wirtschaft, Arbeit und Tourismus der Grünen Fraktion im Stuttgarter Landtag umtreibt. Ende Januar trafen sich die acht Abgeordneten des Arbeitskreises, darunter die stellvertretende AK-Vorsitzende Martina Häusler, zur Klausur in Schwäbisch Gmünd und behandelten Themen wie berufliche Weiterbildung und Übergang Schule – Beruf.
„Was uns in der Politik beschäftigt, vor Ort anschauen“, dieser Devise folgend standen der Besuch der Technischen Akademie (TA) und der Wissenswerkstatt Eule auf dem Programm. Dass sich der Gmünder Raum und mit ihm Ostwürttemberg nicht verstecken muss, wenn es um lebenslanges Lernen und das Heranführen von Kindern und Jugendlichen an MINT-Fächer geht, machen beide Leuchtturm-Projekte deutlich.
„Wir müssen alles ausschöpfen“, ermunterte die Gmünder Wahlkreisabgeordnete Martina Häusler, in alle Richtungen zu denken: die Frauenarbeitsquote erhöhen, Arbeitslose aktivieren – wie mit dem Bürgergeld geplant –, und mehr Menschen mit Handicap in den ersten Arbeitsmarkt holen. Ganz wichtig sei die Weiterqualifizierung mit den Betrieben zusammen, wie es in der TA praktiziert wird. Die Frage, „was brauchen die Betriebe“, habe oberste Priorität.
Martin Grath, Grüner Abgeordneter aus Heidenheim, wies auf Jugendliche ohne Abschluss hin, die durchs Raster fallen; hier müsse dringend nachqualifiziert werden. Trotzdem werde man Menschen aus dem Ausland brauchen. Felix Herkens, Vorsitzender des Arbeitskreises, fordert: „Wir brauchen qualifizierte Einwanderung, und ausländische Abschlüsse müssen schneller anerkannt werden.“
Der Nachwuchs im Handwerk, „das beschäftigt uns seit 40 Jahren“, erklärte der handwerkspolitische Sprecher der Grünen Fraktion Martin Grath. Das Handwerk müsse dingend an Attraktivität gewinnen. Konkret nannte er: Arbeitszeiten, etwa bei den Bäckern, verändern, bessere Preise und die Betriebe von den Lohnnebenkosten befreien. Überhaupt müsse mehr von der Kreativität im Handwerk gesprochen werden.
„Man sieht, was man geschafft hat.“
Spätestens mit der Corona-Pandemie habe sich ein Bewusstsein dafür entwickelt, wie wichtig die Handwerksberufe sind, nämlich systemrelevant, erklärte Martina Häusler.
Die Klausur klang mit einem Besuch des in.it co-working lab aus, in dem Existenzgründer und Start-Ups niederschwellig und preisgünstig Arbeitsplätze mieten können. Hier erlebten die Abgeordneten, wie die Transformation der Wirtschaft in manchen Bereichen in vollem Gange ist. Themen wie künstliche Intelligenz, green tec, erneuerbare Energien, Digitalisierung und grüner Wasserstoff liegen in der Luft. Martin Grath ging auf die geplante Wasserstoff-Pipeline ein und betonte, für die Region Ostwürttemberg sei es überaus wichtig, angebunden zu werden.
Überhaupt sprachen sich sowohl Grath als auch Häusler dafür aus, Ostwürttemberg als Einheit zu verstehen. In diese Richtung zielt auch die Zukunftsoffensive Ostwürttemberg, die es sich zum Ziel gesetzt hat, den Wirtschaftsstandort mit Schwäbisch Gmünd, Aalen, Oberkochen, Heidenheim und Giengen an der Brenz zu einer Modellregion für die nachhaltige Transformation der Arbeitswelt weiterzuentwickeln. Und da gilt es vor allem auch die Zulieferbetriebe der Automobilindustrie mitzunehmen. „Die Automobilwirtschaft liegt uns am Herzen“, sprach Felix Herkens abschließend die Veränderungen in diesem Bereich an. Er versicherte, der Strategiedialog Automobilwirtschaft sei für seine Partei ein vorrangiges Thema.